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Der große Traum vom Minihaus

Der große Traum vom Minihaus

Auf dieser Wiese am Schorndorfer Lindenweg wird – wenn alles klappt – im Spätherbst das Tiny House von Katie Beavens seinen Platz finden. Foto: Frank Eppler

Von Isabelle Butschek

Schon als Kind hat sich Katie Beavens ihren Traum vom eigenen Minihaus erfüllt. In den Wäldern des amerikanischen Bundesstaates Kentucky baute sie sich gerne Baumhäuschen. Die Idee eines eigenen kleinen Häuschen ließ sie nicht mehr los: Als junge Erwachsene beschloss Katie Beavens, dass sie irgendwann in einem Tiny House leben möchte. „Ich möchte nicht so viele Sachen besitzen. Deswegen bin ich auch nur mit zwei Koffern nach Deutschland gekommen“, erzählt Katie Beavens über ihre Motivation. Ihr sei es wichtig, flexibel zu sein, reisen zu können. Und letztendlich gebe es auch finanzielle Gründe: So sei ein Eigenheim dieser Größe mit viel weniger Geld zu verwirklichen. Nun steht die Amerikanerin tatsächlich kurz davor, ein eigenes Minihaus zu beziehen. Katie Beavens gehört zu den fünf Bauherren,
die einen Platz in Schorndorfs Tiny-House-Siedlung ergattert haben. „Das hätte ich nie erwartet“, sagt Katie Beavens, die vor vier Jahren nach Deutschland gekommen ist und als Abteilungsleiterin bei Catalent in Schorndorf arbeitet. „Das war ein großer Pluspunkt bei der Bewerbung“, erzählt sie. Zuvor hatte sie monatelang und überall im Internet nach Standplätzen für ein eigenes Tiny House gesucht. Sogar einen Flyer hat die 29-Jährige entworfen, hat in der Nähe
ihrer jetzigen Wohnung in Stuttgart die Gartenbesitzer abgeklappert. Freunde habe ihr schließlich von den Bauplätzen in Schorndorf erzählt: Am Lindenweg sollen auf einem Grünstreifen neben dem Bach fünf Minihäuser realisiert werden.

Katie Beavens hat sich für den mittleren Platz beworben und diesen bekommen. Dass sie sich durch die Laufzeit der Pacht für zehn Jahre an den Ort bindet, hat sie nicht abgeschreckt: „Natürlich weiß man nie, was passiert. Aber ich mag Deutschland, ich mag meinen Job und plane nicht, wieder zu gehen.“ Zumal sie ihr besonderer Bauplatz sogar ein bisschen an die alte Heimat erinnert: „Mit dem Bach und dem kleinen Wald hinter dem Haus, das ist wie in Kentucky“, sagt die Chemieingenieurin. Mindestens genauso aufwendig wie die Suche nach einem Platz war es schließlich, den richtigen Hersteller zu finden. Katie Beavens schätzt, dass sie sich fast 60 verschiedene Anbieter angeschaut hat. Die
Wahl fiel schließlich auf Holzbau Hepperle – bei dem schwäbischen Familienunternehmen fühlt sie sich gut aufgehoben, außerdem hat die Firma sie mit einer ungewöhnlichen Idee überzeugt: Katie Beavens Häuschen wird nicht lang und schmal sein, sondern quadratisch. „Es besteht aus zwei Modulen, die zusammengesetzt werden.“

Das Tiny House bekommt dadurch eine Wohnfläche von 35 Quadratmetern – und ist damit sogar größer als ihre Wohnung in Stuttgart-Uhlbach. Platz gibt es deswegen auch für ihren absoluten Lieblings-Einrichtungsgegenstand: „Eine Badewanne ist mir sehr wichtig, das war keine Frage“, erzählt sie.

„Ich möchte nicht so
viele Sachen besitzen.
Deswegen bin ich auch
nur mit zwei Koffern
nach Deutschland
gekommen.“
Katie Beavens
möchte flexibel bleiben
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Wichtig war der Bauherrin zudem, dass sie möglichst viel von ihrer grünen Umgebung hat, auch wenn sie am Schreibtisch sitzt und arbeitet: „Eine Ecke besteht nur aus Fenstern, da kommt morgens die Sonne durch“, erzählt sie. Um flexibler zu sein, wird ihr Bett eine Art Aufzug bekommen – es kann nach oben gefahren werden. Und so ist sogar genug Platz für Yoga-Übungen. Da sie die bebaubare Fläche ihres Grundstücks voll ausreizt, möchte sie eine Terrasse auf dem Dach ihres Minihauses verwirklichen.

Falls ihre Pläne genehmigt werden, sollen die Module im November geliefert werden. Und dann möchte Katie Beavens möglichst viel selbst machen. „Ich habe mir sogar überlegt, ob ich mein ganzes Tiny House selber bauen möchte. Aber meine Freunde haben mich schließlich überzeugt, dass ich das lieber lassen soll“, sagt sie und lacht. Dafür verbringt Katie Beavens gerade ihre ganze Freizeit im Internet, um nach Restposten aller Art zu suchen. Erst kürzlich hat sie einen ganzen Schwung Fliesen erstanden. „Ich möchte nicht alles neu kaufen“, sagt Katie Beavens, der bei ihrem Tiny House die Nachhaltigkeit enorm wichtig ist. Und sie freut sich, dass sie Teil eines Pilotprojekts sein darf: „Es wird ja schon geschaut, ob die Leute diese Art Wohnen mögen oder nicht“, erzählt sie. In den USA seien Tiny Houses sehr populär, ein auf die Grundlagen reduziertes Leben. „Dort können sich die Leute aber einfach einen Platz suchen, es gibt nicht so viele Regeln.“ Aus Amerika könnte auch ihr zukünftiger Hausmitbewohner kommen: „Mein Hund lebt noch in den USA, bei meiner Mutter“, erzählt Katie Beavens. Sollte sich das Leben im Minihaus gut anlassen, möchte sie ihn zu sich holen.

Auf der Instagramseite kadiestinytreehaus berichtet Katie Beavens über die Geschichte ihres Minihauses.